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2010 Artikel: Training mit Wumm
- 27. März 2010
- Gepostet von: Patrick
- Kategorie: Kürten Much Steinenbrück Wahlscheid
Seit Arthur zum Karate geht, wird er in der Schule nicht mehr dumm angemacht. Alle wissen jetzt, dass er sich verteidigen kann. Und wenn Arthur mit der Faust zustößt, kann es auch schon mal blaue Flecken geben. Andere ernsthaft zu verletzen, ist in der japanischen Kampfkunst allerdings verboten.
Ein kalter, verregneter Montagabend, eine leicht miefige Turnhalle in Kürten. Woanders wäre es jetzt sicher gemütlicher. Aber ich werde neugierig: „Itsch, nie, go, rock!“, tönt es rhythmisch aus vielen Kehlen im Obergeschoss. Probt die Schulband ein neues Stück? Weit gefehlt. Hinter dieser Tür üben etwa 20 barfüßige Jugendliche in weißen Schlabberklamotten und verschiedenfarbigen Gürteln fremdartige Bewegungsabläufe, die Zuschauer an eine Mischung aus Breakdance, Aerobics und Schattenboxen erinnern.
Sie zählen laut die Wiederholungen der Übung, und das tun sie auf Japanisch, denn sie trainieren Karate. Karate ist eine alte japanische Kampfkunst und bedeutet „Kunst der leeren Hand“, weil die Kämpfer unbewaffnet sind. Jede Bewegung und jeder Stand muss sitzen, bevor mehrere Elemente zu einem Gesamtablauf, „Kata“ genannt, zusammengefasst werden. Deswegen auch die vielen Wiederholungen und das Zählen. Also doch eine Art modernen Tanzes? „Nein“, erklärt Trainer Patrick Ehrmann. „Karate ist mehr als Katas auswendig können. Karate ist auch eine Philosophie und erfordert viel Konzentration und Disziplin.“
Achtung vor dem Gegner zeige sich bereits beim Begrüßen am Beginn einer Partnerübung, wenn sich beide Partner voreinander verbeugen. Blaue Flecken sind zwar inklusive, aber den anderen im Training ernsthaft zu verletzen, ist verboten. Immer in Gedanken mehrere Bewegungen voraus sein, einschätzen können, was ein Gegner wohl machen wird, richtig reagieren – diese Fähigkeit entwickeln die Schüler erst langsam nach vielen Jahren Training. Was macht dann gerade den Jüngeren so viel Spaß, dass sie dabei bleiben wollen?
Arthur (11): „Wenn du was richtig gut kannst, dann lobt dich der Trainer.“ Wird im Fußballverein etwa nicht gelobt, warum gerade Karate? „Doch schon, aber wenn du weißt, dass du richtig stark bist, traut sich keiner mehr, dich zu hauen, und es kommt erst gar nicht zu einer Prügelei.“ Ein dicker Pluspunkt in Sachen Selbstvertrauen also. Oi-zukis und Mai-geris sind übrigens Fauststöße und Fußtritte, die ich nicht einmal von dem schmächtigen Elfjährigen abbekommen möchte. „Das musst du mit ganz viel Wumm machen, dann ist es gut“, sagt er. Das überzeugt. Wumm!
Quelle: Schüler lesen Zeitung Ausgabe 05/08 , Alexander Schuppert, 9f Werner-Heisenberg-Schule