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Interview mit Heero Miketta
- 31. Mai 2010
- Gepostet von: Patrick
- Kategorie: Much
VDK: Dein Name?
Heero: Heero Miketta. Streng genommen Heero Martin Miketta. Aber das ist ein Geheimnis, und das ist auch gut so! 😀
VDK: Welche Kampfkunst betreibst du?
Heero: Shotokan Karate. Im weitesten Sinne.
VDK: Was sind deine Lieblings Kata und Technik?
Heero: Na, wenn ich DAS so genau wüsste! Lieber als Techniken mag ich ihre Anwendung, ich beschäftige mich lieber mit Konzepten und Zusammenhängen als mit der reinen Technik an sich.
Früher mochte ich den Mawashi-Geri am liebsten. Der hat mir ein tolles Aha-Erlebnis beschert, als ich Grüngurt war. Ich habe den Tritt nie anständig hinbekommen, und dann musste ich einige Monate das Training aussetzen. Und hinterher ging es ganz problemlos. Anscheinend musste ich die Technik loslassen, um sie wiederzubekommen.
So ähnlich ging es mir mit dem Shuto-Uke. Ich hab den NIE verstanden, und dann hat mir zunächst mein Lehrer Lothar Ratschke die Ausführung mal richtig erklärt (das war wirklich eine Offenbarung), und dann hat vor meiner Prüfung zum 3. Dan einer der Prüfer meinen Stand korrigiert. Jetzt stehe ich den Kokutsu-Dachi zwar anders als viele andere Shotokan-Leute, aber dem Prüfer bin ich gerade drum total dankbar.
Und Kata… Nijushio ist seit der Prüfung zum 2. Dan ein großer Liebling. Weil man soviel damit machen kann. Und weil sie so schön fließt. In meiner „Wettkampfzeit“ waren Empi und Kanku-Sho meine Lieblinge, weil die Sprünge viel hermachen, wenn man sie lange genug übt. Leider habe ich mir beim Age-Zuki in der Empi meine Schulter demoliert. Das nehme ich der Kata irgendwie persönlich übel. Obwohl sie nach wie vor sehr schön ist – vor allem an den Stellen, wo sie Tempo wechselt.
VDK: Du bist ja in der letzten Zeit viel um die Welt gekommen, ist das Training von Kampfkünsten überall so etabliert wie bei uns in Deutschland?
Nein. Definitiv nicht. Es ist überall anders. In Finnland war es vor allem TEUER, das hat mich wirklich überrascht. Es gab Schulen, die im Monat (!) 120 Euro haben wollten, damit man dort trainieren konnte. Kampfkunst hat aber wirklich überall ein bisschen ein anderes Gesicht.
Hier in Manchester sind ganz viele sehr urige Schulen, in denen man alles lernen kann – Kung Fu, Jeet Kune Do, Grappling, Ninjutsu, … die trainieren aber alle nicht in städtischen Turnhallen, sondern in privaten Räumen, die zum Teil das Wohnzimmer des Meisters zu sein scheinen – zum Beispiel in der Jeet Kune Do-Schule von Steve Powell direkt hinter dem Bahnhof Piccadily. Gestern habe ich mit zwei sehr beeindruckenden Thaibox-Lehrern zusammengesessen, die mitten im Gangland eine Thaibox-Schule in einer alten
Lagerhalle eröffnen, um die Kinder von der Straße zu holen. Die sind hier wirklich oft in Straßengangs organisiert und machen eine Menge Ärger, vor allem sich selber: In England ist man schon mit 10 Jahren voll strafmündig und kommt für Verbrechen wirklich ins Gefängnis, nicht wie in Deutschland, wo man als Jugendlicher noch viele zweite Chancen bekommt, wenn man Mist gemacht hat.
Ich trainiere aber meistens in Parks, öfter mit einem jungen Mann aus Singapur, der hier studiert. Ich habe ihn über einen Kampfkunstmeister in China kennengelernt, der wirklich sehr, sehr interessant ist. Und in China ist Kampfkunst ja noch einmal ganz etwas eigenes – da trainieren alle Altersstufen im Park, oft morgens vor der Arbeit, und das ganze hat einen sehr familiären Charakter. Auch in Chinatown in New York habe ich so etwas gesehen. Hier in Manchester leider nicht, obwohl wir hier auch eine schöne Chinatown haben.
Erstaunlicherweise sind die chinesischen Lehrer aber oft gar nicht begeistert über ihre chinesischen Schüler. Der Meister, den meine Lebensgefährtin gefunden hat, sucht unbedingt einen Europäer als engen Schüler, weil er sagt, die Chinesen seien alle zu faul geworden. Das kann man schlecht glauben, wenn man zusieht, wie hart in China oft trainiert wird…
VDK: dein Buch Bonsai Kampfkunst ist ja ein voller Erfolg, bekommt man als Autor auch positive oder negative Resonanz?
Ich habe ja schon mehrere Bücher geschrieben, und einige bekommen auch mal schlechte Kritiken. „Bonsai-Kampfkunst“ allerdings wird wirklich NUR gelobt, und das ist schon wirklich eine gute Erfahrung. Ich bin sehr gespannt, wie gut die englische Übersetzung ankommen wird. Die ersten Probeleser fanden es schon sehr gut, aber das waren auch alles Leute, die mich gut leiden können. Interessant wird, wie es die Leute finden, die mich gar nicht kennen. Patrick und ich hatten gerade eben wieder viel Spaß bei einer Bonsailehrer-Ausbildung, die auf dem Buch basiert. Wir haben da ein tolles (und wichtiges) Thema gefunden, auf dem es noch viel Raum zum Wachsen gibt. Kinder brauchen gute Trainer, und oft hapert es daran ein bisschen… bei Euch in Kürten allerdings nicht. Ich kenne nicht viele Kindertrainer, die ihren Job so gut machen wie Patrick.
VDK: Was sagst du denn als Gründer der Karatrabteilung in Kürten, was jetzt daraus geworden ist!
Yo. Ich habe ja viele Dojos gegründet, und nicht zu jedem habe ich noch Kontakt. Manchmal, weil es dort eben nicht so gut läuft. Kürten hat viele Entwicklungen hinter sich – erst hat mein Schüler Daniel das Dojo geleitet, dann mein Schüler Jochen, der heute wegen einer Knieverletzung gar nicht mehr Karate machen kann. Mit Patrick läuft´s am besten. Ich glaube aber, das liegt nicht nur an ihm, sondern auch daran, dass so viele Kürtener Karateka älter geworden sind und jetzt selber schon mitarbeiten. Das ist Klasse. Ich bin immer gerne bei Euch. J
VDK: Wann bist du das nächste mal wieder bei uns im Training?
Ich schaue rein, wenn ich wieder in Deutschland bin, ja? J Freut mich, dass ich ein gerne gesehener Gast bin!